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NARREN, Kino-Dokumentarfilm, Deutschland 2019, 93 min, DCP

ÜBER DEN FILM

Warum nur wollen alle dabei sein beim Rottweiler Narrensprung, obwohl die Kostüme teuer, die Holzmasken unbequem und die Narren-Regeln überaus streng sind? Können Schwäbisch-Sprach-Tests und Video-überwachung die berühmte Rottweiler Fasnacht vor dem Ansturm auswärtiger Narren retten?
Narrenmeister Christoph hat da seine Zweifel.
Aber auf keinen Fall dürfen Frauen sich als Pferdchen verkleiden.

Über drei Jahre haben die Filmemacherinnen Sigrun Köhler und Wiltrud Baier (Böller und Brot) in Rottweil gedreht.
Sie entführen den Zuschauer mit ihrem humor- und liebevollen Blick in eine unbekannte Welt: Eine große archaische Feier von Leben und Tod mitten im hoch industrialisierten Deutschland.


"Ein Glücksfall für den Dokumentarfilm" Roland Zag, Human factor.

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WELTPREMIERE auf den INTERNATIONALEN HOFER FILMTAGEN 2019

KINOSTART 12. November 2021


 

PRESSESTIMMEN

Schwarzwälder Bote 09. Februar 2020
»Dem Zauber der Fasnet auf der Spur«
»… ein Film, der ganz auf die Ereignisse setzt – ohne dabei noch etwas mit Worten erklären zu müssen.«

Neue Rottweiler Zeitung
22. Oktober 2019
»Grimme-Preisträgerinnen stellen Dokumentation zur Fasnet fertig«


Roland Zag von "The Human Factor" schreibt:

"Mag die Fasnet von Rottweil als harmloses Brauchtum erscheinen – in „Narren“ von Wiltrud Baier und Sigrun Köhler entpuppt sie sich als hochbrisante Zerreißprobe einer süddeutschen Kleinstadt. (...)
„Narren“ ist alles andere als gemütlicher Lobpreis des Altbewährten. Der Film zeigt deutsche Gegenwart als labiles Gleichgewicht aus Wohlstand und Gefährdung, Selbstzufriedenheit und Angst, aus Zusammenhalt und Zerfall. Ein Glücksfall für den Dokumentarfilm."

 

ZU DEN DREHARBEITEN

Wie soll man den Unterschied zwischen einem »Gschell« und einem »Biss« erkennen?
Und wozu auch?
Die Welt der Rottweiler Narren erschien uns anfangs wie ein verrücktes Paralleluniversum, unmöglich für Faschingsmuffel wie uns, sich dort zurechtzufinden. Und niemals hätte der Algorithmus unserer Computer uns mit dem Hinweis »das könnte dich auch interessieren« »Narren« oder »Rottweil« vorgeschlagen.

Aber dokumentarische Arbeit und der Dokumentarfilm war schon immer ein Glücksfall, um über die eigene enge »Blase« hinaus die Welt zu entdecken, die sie bevölkernden Menschen zu betrachten und vielleicht ein wenig besser zu verstehen.

Dabei hätten wir die Rottweiler Fasnet kennen können, sie ist so berühmt wie der Kölner Karneval oder der Karneval in Rio.
Seit über 50 Jahren kommen Fernsehteams, um die Parade der Narren zu filmen.
Gschell und Biss - und das sind nur zwei der Narrentypen in Rottweil - springen da »die Stadt hinab«. Aber dieser von den Medien vielbeachtete „Narrensprung« macht nur einen Teil der Fasnet aus, es lohnt einen genaueren Blick auf das Närrische zu werfen.

Die Dreharbeiten waren nicht ungefährlich, am »Narrentag« wurde Frau Baier, in Rottweil wegen des von ihr gehaltenen Mikrophons mit Windschutz nur »Puschel« genannt, von einem Schuttig (einer wild aussehenden Elzacher Teufelsfigur) kurzerhand wie ein Sack Mehl über die Schulter geworfen und weggetragen.

Auch riskant sind die Vielzahl der Weißweinschorle, die dem Filmteam auf dem Weg durch die Fasnet angeboten wurden. Noch ist unklar, ob es sich dabei nur um den Ausdrucks herzlicher und närrischer Gastfreundschaft handelt, oder um heimliche Sabotageakte auf die Bildgestaltung, die dann schwankt.

Fasziniert hört man von der viel beschworenen Glückseligkeit, die den Narren ergreife, sobald er durchs Schwarze Tor springe, eine der vielen Mythen um die Fasnet. Aber das »Narren« ist in Wirklichkeit sehr anstrengend, die Larve drückt im Gesicht und engt das Sichtfeld ein, die Kostüme sind schwer, die Bewegung mühsam, man schwitzt und friert und schubst sich durch einen Haufen anderer mit ebenso eingeengtem Gesichtsfeld.

Die letzten Jahre sind die aktiven Teilnehmer am Narrensprung unmäßig angewachsen. Für die Narrenzunft stellt das ein großes Problem dar und ist mit der Frage verbunden, wann ein Narr ein guter Narr ist. Und wie man die vielen schlechten, unqualifizierten Narren wieder los werden könnte, bevor sie die ganze Fasnacht ruinieren.
Das Narren in Rottweil ist von alters her strengen Regeln unterworfen und hat große Bedeutung für die Gemeinschaft und das soziale Gefüge in der Stadt.
Druck und verschärfte Regeln führen nur zu noch mehr »illegalen Narren«. Aber wem sagt man, "Du darfst dabei sein und Du nicht!"?

Unser Thema ist Individuum und Masse. Das Individuum verschwindet unerkannt in der Masse, und möchte doch gesehen werden.
Was kann die Kamera sehen, wenn alle hinter Larven versteckt sind?

Nachteil für die Produktion: Die Fasnet findet nur einmal im Jahr statt.
Wenn man sich für die Dreharbeiten die richtige Balance aus Neugier und Wissen
erhalten will, muss man sich die Zeit nehmen, mehrere »Fasneten« mitzuerleben:
Eine Fasnet, um grob zu verstehen worum es geht, eine zweite, um einzutauchen, und eine dritte, um alles nochmals aus der nötigen Distanz zu betrachten.

 

 

CREDITS

Ein Film von Sigrun Köhler und Wiltrud Baier/Böller und Brot, den Regisseurinnen von »Schotter wie Heu« / »Where's the beer and when do we get paid?« / »Wer hat Angst vor Sibylle Berg«

Mit Maja Becht . Christoph Bechtold . Stefan Roth . Frank Huber . Georg Hauser . Uli Hezinger . Maximilian Bock . Anita Flaig . Arnold Riedlinger . Monika Haunstetter . Norbert Wölble . Andreas Wilkens . Karl-Heinz Auch . Shakur und Ekson . Lucie Springer . Rosalie Schäfer . Marcus Heinze . Paula Trezian . Werner Mezger u.v.m.


Buch, Regie, Kamera, Ton, Schnitt: SIGRUN KÖHLER und WILTRUD BAIER / Böller und Brot . Produktion: BÖLLER UND BROT in Coproduktion mit dem SWR gefördert von der MFG Filmförderung Baden-Württemberg . Ton-Mischung ANSGAR FRERICH . Farbkorrektur STEFAN ENGELKAMP Postproduktion ARTUS . Produzentin WILTRUD BAIER . Redaktion SIMONE REUTER

 

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